65. Der Creful.

[315] In dem Flusse die Bode, unter dem Roßtrapp, ist ein tiefes und fast unergründliches Loch, welches von den Einwohnern der Creful genannt wird, und erzählt von demselben der gemeine Mann, wie vormals eines Hünenkönigs Tochter eine Wette angestellt habe, mit ihrem Pferde, an gedachtem Orte, dreimal von einem Felsen zum andern zu springen, welches sie zweimal glücklich verrichtete, zum drittenmale aber schlug das Roß rückwärts über und stürzte mit ihr in den Creful. Hierin befindet sie sich auch noch, wie sie einesmal von einem Taucher, einigen zu Gefallen, um ein Trinkgeld, so weit außer Wasser gebracht worden, daß man etwas von der Krone sehen können.

Als aber derselbe solches zum drittenmale thun sollen, hat er anfangs nicht daran gewollt, endlich aber dasselbe gewagt und dabei vermeldet, daß,[315] wenn aus dem Wasser ein Blutstrahl aufstiege, er alsdann von der Jungfrau umgebracht sein würde und die Zuschauer geschwinde davon eilen möchten, sonst sie ebenfalls in Lebensgefahr kämen. Welches alles auch vorbesagt geschehen ist.

Quelle:
Johann Gustav Büsching: Volks-Sagen, Märchen und Legenden. Leipzig 1812, S. 315-316.
Lizenz:
Kategorien: