67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld.

[316] Ein Hühne reis'te einst mehre Meilen weit zu Fuß; als er nun hinter Ilefeld kam, da fühlte er,[316] daß ihn der eine Schuh heftig drücke, er zog ihn daher aus und fand das Felsenstück darin, was noch jetzt dort liegt.

An diese Sage hat sich eine Sitte gereiht und gehört nun mit zur Sage. Durch dieses Loch müssen die Knechte, sowohl aus Nordhausen, als andern umliegenden Orten, wenn sie zum erstenmale hinter Ilefeld in den Harz, um daher Brennholz auf Wagen abzuholen, fahren, und an diesen Ort gelangen, mit großer Mühe, der Enge wegen, dreimal kriechen und werden noch dazu von ihren dabei stehenden Kameraden, nicht allein bei dem Ein-, sondern auch bei dem Auskriechen, mit Geißel- und Peitschenstielen tapfer abgebläuet, zumal wenn sie dick sind und dieserwegen sobald durch das Nadelöhr nicht kommen können. Wollen sie aber diese Kurzweil nicht ausstehen, und haben es in Vermögen, so müssen sie Geld zahlen.

Quelle:
Johann Gustav Büsching: Volks-Sagen, Märchen und Legenden. Leipzig 1812, S. 316-317.
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