76. Der Engel Gottes leitet aus der Baumannshöle.

[369] Ein gewisser Mann, welcher nicht gar weit von der Höle wohnete und dieselbe den neugierigen Reisenden auf ihr Verlangen zeigte, hat sich einstmals einfallen lassen, ganz allein, ohne einigen Gefährten, mit brennenden Lichtern, wie gebräuchlich in die Höle zu steigen, um darin noch eines und des andern weiter zu erkundigen. Nachdem demselben aber die Lichter, in währender Durchsuchung der Höle, eines nach dem andern verloschen,[369] und er zu seinem Unglück das mitgehabte Feuerzeug nicht finden können, hat er sich vergebens bemüht, die Ausfahrt wieder zu treffen, derowegen er darin drei Tage und Nächte ohne Speise zugebracht, im Finstern herumgetappt und so lange in der Irre gewandert, bis ihm endlich ein Engel in Gestalt eines brennenden Lichtes oder Feuers erschienen, und ihn aus der Höle geführt hat.

Als er nun also wunderlich errettet worden und unverhofft wieder aus derselben an das Tageslicht kommen, hat er solches erzählt, aber nur drei Tage darauf noch gelebt, und ist hernach gestorben.[370]


Quelle:
Johann Gustav Büsching: Volks-Sagen, Märchen und Legenden. Leipzig 1812, S. 369-371.
Lizenz:
Kategorien: