112. Spielleute beim Hexentanz.

[82] Drei Spielleute kamen Nachts beim Heimgehen von einer Kirchweihe zu einem hell erleuchteten Waldschloß,[82] woraus lustiger Tanz erscholl. Um noch etwas zu verdienen, gingen sie hinein und in einen Saal des obern Stockes, worin eine Menge Weiber zu einer Gellflöte tanzten. Diese blies Einer, welcher auf dem Tische stand; die Spielleute stellten sich zu ihm hinauf und geigten wacker mit. Während dessen nahm der Baßstreicher einen goldenen und einen silbernen Becher vom Tische und steckte sie in die Tasche. Als sie im besten Fiedeln waren, schlug es zwölf und im Nu verschwand Alles, und die Drei waren allein im Dunkeln. Wie sie merkten, saßen sie auf einem Baume; einer von ihnen sprang hinab und brach das Genick. Auf dieses blieben die zwei Andern oben, bis es Tag wurde, wo sie sich auf einer hohen Tanne sitzen sahen, von welcher sie nur mit Mühe hinab kamen. Als der Baßgeiger nach seinen eingesteckten Bechern schaute, waren es eitel Kühklauen.

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Bernhard Baader: Neugesammelte Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. Band 2, Karlsruhe 1859, S. 82-83.
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