115. Die Schlorpengasse.

[84] Noch im vorigen Jahrhundert trieben sich zwischen Basel und Frankfurt vierzigtausend Betteljuden, Männer, Weiber und Kinder, heimathlos umher. Bei Karlsruhe hatten sie in dem Wald südlich von der Stadt ihren Lagerplatz, wo sie häufig aus dort blühendem Holler und zusammen gebetteltem Mehl und Schmalz sich Hollerküchlein bereiteten. Endlich wurde ihnen von der Karlsruher Judenschaft ein Haus in der Rüppurrerthorstraße zur Herberge hergerichtet und nun schlorpten (schlarften) sie bei Tag und Nacht hinein und heraus. Davon erhielt die Straße auch den Namen Schlorpengasse, welchen[84] sie aber jetzt, wo die Herberge nicht mehr besteht, beinahe wieder verloren hat.

Quelle:
Bernhard Baader: Neugesammelte Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. Band 2, Karlsruhe 1859, S. 84-85.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Neugesammelte Volkssagen aus dem Lande Baden
Neugesammelte Volkssagen Aus Dem Lande Baden Und Den Angrenzenden Gegenden (Paperback)(German) - Common
Neugesammelte Volkssagen Aus Dem Lande Baden (Paperback)(German) - Common
Neugesammelte Volkssagen Aus Dem Lande Baden (Sammlung Zenodotbibliothek Der M??rchen) (Paperback)(German) - Common
Neugesammelte Volkssagen Aus Dem Lande Baden Und Den Angrenzenden Gegenden
Neugesammelte Volkssagen Aus Dem Lande Baden Und Den Angrenzenden Gegenden