123. Verfahrner Schüler.

[116] Zu einem Durbacher Bauer kam eines Abends, bei dem verfallenen Schloß im Stollenwald, ein fremder Mann, der wie ein Handwerksbursch aussah, und bat ihn, ihm dasselbe zu zeigen. Nachdem der Bauer es gethan, stieß der Mann mit dem Fuß ein großes, schweres Felsstück wie ein leichtes Steinchen vom Platz, wodurch er eine im Boden liegende Kiste zum Vorschein brachte. Diese schloß er mit einem Schlüssel, welchen er aus seiner Tasche zog, auf und sagte dem Bauer, er möge nun von dem Geld, womit die Kiste bis oben angefüllt war, so viel nehmen, als er Lust habe. In der Meinung, später den ganzen Schatz holen zu können, nahm der Bauer nur gegen tausend Gulden und fragte hierauf den Mann, wer er denn sei. »Ein verfahrner Schüler!« antwortete derselbe, schloß und deckte die Kiste wieder zu, und verließ den Bauer, der sich eilig nach Hause machte, jedoch bald mit seinen Knechten wieder auf dem Schlosse war. Dort konnte er aber, ungeachtet alles Suchens, die Kiste nicht mehr auffinden, und auch den verfahrnen Schüler, welchem er oft zu Gefallen ging, bekam er niemals wieder zu Gesichte.

Quelle:
Bernhard Baader: Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. Band 1, Karlsruhe 1851, S. 116-117.
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