161. Der finstere Klingel.

[147] In dem finstern Wald unter der Burg Neueberstein hörte vor Zeiten ein Mann einen wunderschönen Gesang. Er rief mehrere Leute herbei, die auch das Singen vernahmen, und forschte dann nach, woher dasselbe komme. Da fand er in einer hohlen Eiche ein hölzernes Vesperbild, von welchem der Gesang ausging. Es wurde auf die Burg gebracht, stand aber am nächsten Morgen von selbst wieder in dem Baume. Daraus nahm man es abermals und setzte es in einen in der Nähe errichteten Bildstock, worin es zwar blieb, aber so lange schwere[147] Wetter herbeizog, bis es wieder in die Eiche gestellt war. Bei dieser siedelte sich nun der Mann als Klausner an, und die Wallfahrten zu dem Bilde mehrten sich bald so, daß aus den Opfern eine Kapelle über den Baum gebaut werden konnte. Von der Dunkelheit des Waldes und dem Gesang erhielt sie den Namen Finsterer Klingel. Auf dem Hochaltar ist das Gnadenbild und hinter jenem der Stumpf der Eiche noch zu sehen.

Quelle:
Bernhard Baader: Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. Band 1, Karlsruhe 1851, S. 147-148.
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