192. Gespenstige Nonne.

[180] Vor Zeiten bestand Rüppurr aus einem der Abtei Lichtenthal gehörenden Kirchlein und sieben Bauernhöfen, die jenem Kloster den Zehnten gaben. Derselbe mußte in das Lichtenthaler Hospiz zu Ettlingen geliefert werden, wobei eine der Nonnen die Hofbauern stark übervortheilte. Wegen dieses Betrugs muß sie im Rüppurrer Kirchlein, worin sie begraben liegt, und in dessen Umgebungen als weißes Gespenst wandeln. Sie hat schon bei Tage zu einem Fenster des Thurms herausgeschaut und in der Nacht Vorübergehende beohrfeigt oder sich von ihnen eine Strecke weit huckeln lassen. In dem Kirchlein, welches schon längst lutherisch ist, ertönt in heiligen Nächten schöner Nonnengesang mit Orgelbegleitung.

Quelle:
Bernhard Baader: Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. Band 1, Karlsruhe 1851, S. 180-181.
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