216. Die Eröffnung des Bing'ner Lochs.

[205] Bei der Eroberung des Seeräuberschlosses auf dem Thurmberg wurde der Haupträuber gefangen. Um der Hinrichtung zu entgehen, versprach er, das obere Rheinthal trocken zu legen, wenn man ihm das Leben schenke. Nachdem das Anerbieten angenommen war, füllte er einen Sack mit Federn und fuhr auf ihm das Wasser hinab bis zur Felsenwand, die quer durch das Thal lief und es versperrte. Auf dem Sacke bald stehend bald sitzend, arbeitete er drei Vierteljahre an der Durchbrechung der Felsenwand, welche dann durch den Druck des Wassers so plötzlich vollendet wurde, daß der Seeräuber gegen die Gewalt der hinabschießenden Fluth sich nicht mehr auf dem Sacke halten konnte, sondern jämmerlich ertrank.

Seitdem fließt der Rhein in die See ab, und sein oberes Thal ist zu urbarem, schönem Lande geworden.

Nach anderer Erzählung war es ein von den Seeräubern des Thurmbergs gefangener Schiffmann, der, um den Preis seiner Freiheit, auf die erwähnte Weise das Bing'ner Loch eröffnete und umkam.

Quelle:
Bernhard Baader: Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. Band 1, Karlsruhe 1851, S. 205.
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