263. Gespenstige Nonnen.

[249] Mone's Anzeiger von 1834 S. 259 Nr. 21.

Mündlich.


Zu Weißenstein war vor Zeiten ein Frauenkloster; es ist aber längst zerfallen und auf den Platz die Herrenscheuer gebaut worden, welche auch nicht mehr steht. Aus derselben kamen sonst gespenstige Nonnen, in ihrer weiß und schwarzen Ordenstracht, auf die Wiesen an der Nagold herunter, wo sie noch jetzt, manchmal bei Nacht, manchmal bei Tag, sich sehen lassen. In allem sind es neun; aber man sieht stets nur ihrer drei zusammen. An dem Bildstock knieen sie, in den heiligen Zeiten, stundenlang und beten. Wenn man sie nicht beleidigt, thun sie einem nichts; aber einen Mann, der ihnen von der Brücke zurief, sie sollten ihn nach Dillstein begleiten, statt hier umherzuschlendern, warfen sie ins Wasser und verkratzten ihm Gesicht und Hände. Ein anderes Mal rief ihnen ein betrunkener Pforzheimer, nachdem er an der Brücke seine Nothdurft verrichtet hatte, spottend zu, sie möchten herkommen und ihn reinigen; und sogleich war eine Klosterfrau mit einem Dornwisch bei ihm und richtete ihn damit so übel zu, daß er wochenlang nicht ohne die größten Schmerzen sitzen konnte.

Quelle:
Bernhard Baader: Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. Band 1, Karlsruhe 1851, S. 249.
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