277. Flachsbollen in Gold verwandelt.

[261] Ein Fuhrmann ging in der Christnacht, als alles voll Schnee lag, auf einem Fußwege seinem Orte zu. Da sah er, nicht weit von diesem, eine Jungfrau mit einem Sommerhute stehen, welche Flachsbollen auf dem[261] Boden ausgebreitet hatte und sie mit einem Rechen umwandte. »Nun, Jungfer! thut sichs so?« rief er ihr zu und nahm dabei eine Handvoll Flachsbollen zu sich; sie aber gab keine Antwort, sondern schlug ihn mit dem Rechen auf die Hand. Erst am andern Morgen, da er von seiner Frau eine Weihnachtsgabe erhielt, dachte er wieder an die Flachsbollen, die er mitgenommen, zog dieselben aus der Tasche, um seiner Frau auch etwas zu geben, aber sieh! alle waren in Gold verwandelt. Eiligst lief er nun hinaus auf den Platz, wo die Jungfrau gewesen, allein weder von ihr noch von den Flachsbollen konnte er eine Spur entdecken, obgleich seine in der Nacht hinterlassenen Fußstapfen noch tief im Schnee zu sehen waren.

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Bernhard Baader: Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. Band 1, Karlsruhe 1851, S. 261-262.
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