279. Hexe ist ewig verloren.

[262] Die Magd eines Württembergischen Pfarrers, welche eine Hexe war, wollte dessen Töchterlein auch zu einer solchen machen. Dasselbe war unter sieben Jahren alt; wäre es darüber gewesen, hätte es bekanntlich die Hexerei nicht mehr erlernen können. Sie fing damit an, daß sie das Mägdlein lehrte, mittelst eines gewissen Spruchs aus mancherlei Dingen Blut zu melken. Dies machte dem Kinde solche Freude, daß es, ungeachtet ihm von der Magd hoch und theuer befohlen war, niemand etwas zu verrathen, nicht unterlassen konnte, seinem Vater das Blutmelken aus einem Handtuche zu zeigen. Nachdem der Pfarrer erfahren, daß sein Töchterlein dies von der Magd gelernt, beschloß er, beide nicht mehr am Leben zu lassen. Er rief die Magd herbei, ermahnte sie zur Buße und beschwur sie, ihm nach ihrem Tod kund zu thun, ob sie Verzeihung ihrer Sünden erlangt habe. Einige Zeit nachher gab er ihr und seinem Kinde einen Trank, wodurch beide in Schlaf verfielen und nicht wieder erwachten.

In der dritten Nacht nach ihrem Tode kam die Magd vor das Pfarrhaus und rief dem Pfarrer zu:


»Einmal Gott verschworen,

Ist so viel als ewig verloren!«


Hierauf verschwand sie und zeigte nachher sich niemals wieder.

Quelle:
Bernhard Baader: Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. Band 1, Karlsruhe 1851, S. 262-263.
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