308. Das Hündlein von Bretten.

[288] Bei einer Belagerung Brettens wehrte sich die Einwohnerschaft so tapfer, daß die Feinde nur noch hofften, es durch Hunger zu bezwingen. Schon litten die Belagerten Mangel, da fielen sie auf eine List und mästeten den Mops des Befehlshabers so lange, bis er ungewöhnlich fett war. Dann ließen sie ihn, nachdem sie wieder zur Uebergabe aufgefordert worden, hinaus in das Lager der Feinde laufen. Als diese das fette Hündlein sahen, glaubten sie, in der Stadt seien noch Lebensmittel in Fülle, und beschlossen, die Belagerung aufzuheben. Sie hieben nun dem Mopse den Schwanz ab, warfen dann jenen über die Stadtmauer zurück und zogen davon. Zum dankbaren Andenken ließ der Stadtrath das Hündlein ohne Schwanz in Stein aushauen[288] und das Standbild außen an der Laurentikirche in der Höhe aufstellen. Dort steht es, als Brettens Wahrzeichen, noch heute, und wenn jemand in einer Sache übel wegkömmt, pflegt man von ihm in der Gegend zu sagen: »Er kömmt davon (oder: Er wird heimgeschickt) wie das Hündlein von Bretten.«

Quelle:
Bernhard Baader: Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. Band 1, Karlsruhe 1851, S. 288-289.
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