2.

[297] An einer Eiche des Lußhards scharrte vor Zeiten ein Schaf ein kleines steinernes Standbild aus der Erde, welches die Muttergottes mit dem Jesuskind auf dem linken Arme vorstellte. Voll Freude nahm der Schäfer das Bild mit nach Hause, fand es aber des andern Morgens wieder bei dem Baume. Hierin Gottes Fingerzeig erkennend, schnitt er in die Eiche eine Blende und stellte das Bild hinein, welches bald, durch die Opfer der Pilger, mit einem hölzernen Vordache geschützt ward.

Als einst ein Fuhrmann sich fürchtete, durch den dortigen, angeschwollenen Bach zu setzen, rief das Bild, bei dem er vorher gebetet hatte, ihm zu: »Wag' es!«[297] Da trieb er seine Pferde vorwärts und kam mit dem Fuhrwerk glücklich durch das Wasser. – Von dieser Begebenheit heißt der Ort »Waghäusel«, in dessen vielbesuchter Wallfahrtskirche jetzt das Bild auf dem abgeköpften Eichstamm in dem Muttergottesaltare steht.

Quelle:
Bernhard Baader: Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. Band 1, Karlsruhe 1851, S. 297-298.
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