3.

[298] Einst hörte ein Schäfer, der am Lußhardwalde seine Heerde weidete, in demselben einen wunderschönen Gesang. Er ging ihm nach und kam an einen Sumpf, in dessen Mitte ein abgeköpfter Stamm und darauf ein schönes Muttergottesbild stand, welches so herrlich sang. Vergebens suchte er es mit seinem Stab zu erlangen; auf einmal rief das Bild ihm zu: »Wag es!« worauf er, ermuthigt, durch den Sumpf wadete und dasselbe herabholte. Mit Freude trug er es in sein Häuslein; aber am folgenden Morgen war es nicht mehr da, sondern am vorigen Platze. Abermals nahm er es mit nach Hause, allein in der nächsten Frühe fand er es wieder auf dem Stamme, und ebenso, nach nochmaligem Heimtragen, am dritten Morgen; worauf er es dort stehen ließ. In der Folge kamen, bei ihrem Umherwandern, Kapuziner dahin und bauten über den Stamm eine Kapelle und daneben für sich eine Wohnung. Diese Ansiedlung erhielt den Namen Waghäusel und wurde wegen des Bildes bald von vielen Wallfahrern besucht.1

Fußnoten

1 Diese drei Sagen weichen sehr ab von der Entstehungsgeschichte der Waghäusler Wallfahrt, welche beschrieben ist in dem Werkchen: Anmuthiges Waghäusler Büchlein etc. Bruchsal bei A.G. Gottschall, 1732.


Quelle:
Bernhard Baader: Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. Band 1, Karlsruhe 1851, S. 298.
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