361. Der Metzger bei der Hexenversammlung.

[323] Ein Metzger von Waibstadt, der spät in der Nacht heimging, sah Licht auf einem Berg und stieg hinauf. Oben fand er viel Leute versammelt, bei welchen aufgespielt und getanzt wurde. Unter denselben gewahrte er seine Gevatterin, die auch ihn erblickte und fragte, was er hier thue. Nachdem sie erfahren, daß er dem Licht zugegangen, sagte sie ihm, er könne da bleiben, was er auch that und dem Tanze zuschaute. Gegen zwölf Uhr erkundigte sie sich, ob er Schlaf habe, und als er es bejahte, führte sie ihn in einen nahen Saal, worin ein seidnes Bett stand. Darein hieß sie ihn sich legen; er that es und schlief ein. Als er erwachte, war es Morgen, er lag auf dem Waibstadter Galgen, und auf dem Berg war, außer ihm, niemand mehr. Er machte sie hinunter in den Ort, wo ihm, gleich unterm Thor, die Gevatterin begegnete und ihn bat, von dem, was auf dem Berge geschehen, ja nichts zu verrathen. Zwar sagte er dies zu, entdeckte aber doch die Sache seiner Frau. Bald darauf wurde er von der Gevatterin ersucht, in ihrem Haus ein Schwein zu schlachten, wozu er, erst nach mehrmaligem Weigern, sich verstand. Beim Ausnehmen[323] des Schweines ward er in den Eingeweiden desselben von etwas in die Hand gestochen, in Folge dessen sie ganz schwarz wurde, und er nach wenigen Tagen verschied.

Quelle:
Bernhard Baader: Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. Band 1, Karlsruhe 1851, S. 323-324.
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