365. Der Schneider im Geißfell.

[325] Vor Zeiten hieß Boxberg Wüstenberg und bestand aus der Burg und einigen Häusern. Bei einer Belagerung desselben that ein Schneider der Besatzung sehr muthig und hieb mit seinem Schwert Hecken und Stauden zusammen, um den Feinden zu zeigen, wie er es ihnen machen würde, wenn sie näher herbeikämen; allein, als sie zu stürmen begannen, verkroch er sich im Burgstall in das Fell einer frischgeschlachteten Ziege. Nachdem die Burg erobert war, kamen die Sieger in den Stall, freuten sich, als sie die Geiß sahen, auf den fetten Braten, und wollten sie gleich abschlachten. Da schrie aus dem Fell der Schneider mit kläglicher Stimme: »Verschonet doch das Kind im Mutterleibe!« Hierdurch fristete er zwar sein Dasein, zog aber sich und seinen Zunftgenossen die Benennung Geißbock, und dem Orte den Namen Bocksberg auf ewige Zeiten zu.

Quelle:
Bernhard Baader: Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. Band 1, Karlsruhe 1851, S. 325.
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