443. Maria-Sondheim.

[383] Ein Ritter von Hutten zu Arnstein nahm einmal seine Frau und Kinder mit in den benachbarten Wald auf die Jagd. Dort verlor sich eines seiner Söhnlein und konnte, trotz alles Suchens, vier Tage lang nicht gefunden werden. Da gelobten die bekümmerten Eltern die Stiftung eines Klosters, wenn sie ihr Kind wieder erhielten. Am nächsten Morgen kam das Knäblein wohlbehalten auf einem Wildschwein in das Schloß geritten und erzählte, daß es von jenem die ganze Zeit ernährt und erwärmt und jetzt hierher gebracht worden sei. Der Ritter und seine Frau gründeten nun bei Arnstein das Nonnenkloster Maria-Sondheim, in dessen Kirche sie mit dem Knäblein auf dem Wildschwein und ihren übrigen Kindern in Stein abgebildet sind.

Vor etwa fünfzig Jahren wollten die Neufranken das Standbild in der Kirche, welches die Muttergottes mit dem Jesuskind auf dem Arme vorstellt, in Stücke hauen; allein ihre Säbelhiebe vermochten nicht einmal die stoffene Kleidung des Bildes, geschweige dieses selbst, zu verletzen.

Ferner stellten sie ihre Rosse in die Kirche, aber da ward es darin, am hellen Tage, stockfinster, daß sie erschrocken mit den Pferden hinauseilten und zu ein ander sagten, mit Maria wollten sie nichts mehr zu schaffen haben.

Quelle:
Bernhard Baader: Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. Band 1, Karlsruhe 1851, S. 383-384.
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