476. Gespenst in der Mette.

[398] Im Franziskanerkloster zu Dettelbach bemerkte ein Bruder einigemal beim Herausgehen aus der Mette, daß in dieser ein Geistlicher zu viel gewesen. Er zeigte es dem Guardian an, der ihm auftrug, bei nochmaliger Wahrnehmung ihn sogleich herbei zu rufen. Der Bruder that dies in der nächsten Nacht, worauf der Guardian den unbekannten Franziskaner fragte, wer er sei und[398] was er wolle. »Ich bin im Fegfeuer,« antwortete derselbe, »und muß, weil ich bei meinen Lebzeiten hier in der Mette oft zerstreut gewesen, so lange leiden, bis ich die Strafe erstanden, die ihr mir aufzulegen für gut findet.« »So kommt morgen nochmals in die Mette!« erwiederte der Guardian, worauf der Geist seufzte: »Ach, welche harte Buße ist das!« und verschwand. In der folgenden Nacht fand er sich pünktlich in der Mette ein und war, als sie zu Ende, von seinem Leiden erlöset.

Quelle:
Bernhard Baader: Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. Band 1, Karlsruhe 1851, S. 398-399.
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