68. Heiligkeit des Sonnabends.

[56] Am Freiamt bei Emmendingen arbeitete eines Samstagabends ein Bergmann allein in der Grube Silberloch. Auf einmal hörte er hinter sich, auf einem zugedeckten alten Schacht, gehen und den dort stehenden Schubkarren hin und her werfen. Da er niemand erblickte, eilte er erschrocken aus der Grube. Von seinem gewöhnlichen Mitarbeiter, dem er das Ereigniß erzählte, wurde er, wegen seiner Furcht, tüchtig ausgelacht. Als nun jener am nächsten Samstagabend im Silberloch beschäftigt war, vernahm er auch das Gehen, blieb aber ruhig und arbeitete fort. Bald darauf erblickte er einen Schein, schaute um, und sieh! da kamen mehrere Geister mit brennenden Lichtern vom Schacht her auf ihn zu. »Seid ihr böse Geister, so weichet von mir; seid ihr aber gute, so zeiget einem armen Bergmann reiche Anbrüche!« sprach er zu ihnen; allein einer der Geister packte ihn[56] an der Achsel und warf ihn zehn Klafter weit, daß er die Besinnung verlor. Aus diesem Zustand erweckte ihn erst spät in der Nacht sein Genosse, der, um ihn zu suchen, in die Grube kam, und beide faßten nun den festen Vorsatz: den Sonnabend nie mehr durch arbeiten zu entheiligen. An der Achsel, wo der Mann von dem Geist ergriffen worden, behielt er sein Leben lang ein zeitweises Zittern.

Quelle:
Bernhard Baader: Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. Band 1, Karlsruhe 1851, S. 56-57.
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