79. Der Landenberger.

[69] Einst ritt ein Graf von Landenberg, welcher auf dem Schloß Urach1 zum Besuch war, mit zwölf der dortigen Knechte auf den Brestenberg jagen. Im Propstholz stießen sie auf einen Trupp Reiter der Propstei, mit welcher der Uracher in Fehde lag, und wurden mit ihnen handgemein. Da weder der Graf, noch einer seiner Begleiter in das Schloß zurückkam, suchten dessen Bewohner am dritten Tage sie auf und fanden sie in dem Walde, mit Wunden bedeckt, todt liegen. Dem Landenberger war der Kopf abgeschlagen und auf seine rechte Hand gestellt. Seit dieser Zeit spukt derselbe, auf einem Schimmel reitend, bei Nacht und bei Tag in der Gegend.[69] Manchmal ist er allein, manchmal von den Knechten begleitet, welche mit ihm erschlagen worden. Den Kopf trägt er bald in der rechten Hand, oder auf einem Teller, bald hat er ihn auf dem Rumpfe, aber dann wendet er ihn, wenn ihm jemand begegnet, stets so, daß das Gesicht nicht gesehen werden kann. – Im Propstholz läßt zuweilen nachts Kampfgeschrei, Waffengeklirr und Hundsgebell sich hören.

Fußnoten

1 So heißt beim Volk die Burg Neufürstenberg.


Quelle:
Bernhard Baader: Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. Band 1, Karlsruhe 1851, S. 69-70.
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