9. Kühner Sprung.

[5] Landgraf Max von Stühlingen, der sechs und einen halben Schuh hoch war, besaß eben so große Gewandtheit, als Stärke. Die lange Treppe im Schlosse zu Stühlingen sprang er in drei Sätzen hinab und bändigte die wildesten Pferde dadurch, daß er sie am Schwanz ergriff und schnell seitwärts wendete. Bei einem Gelag auf dem erwähnten Schlosse stellte er mit dem Freiherrn[5] von Wartenberg die Wette an: er werde eher auf seinem Roß, als dieser auf dem seinigen sitzen, obgleich er dem Freiherrn, wenn derselbe in den untern Stock gekommen, noch im obern an der Treppe Antwort geben wolle. Nachdem der Wartenberger die Antwort, wie verabredet, erhalten hatte, eilte er vor das Schloß, wo sein Rappe und des Stühlingers Schimmel aufgezäumt standen, und sieh! der Landgraf saß bereits wohlgemuth im Sattel seines Riesenpferdes. Er war aus einem Fenster des obern Stockwerks darauf gesprungen und hatte nun durch diesen kühnen Streich die Wette gewonnen. Noch heutigen Tages kennt man das Fenster; und ein Hufeisen des Schimmels, so groß wie eine Suppenschüssel, ist lange Zeit im Zeughaus zu Donaueschingen aufbewahrt worden.

Quelle:
Bernhard Baader: Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. Band 1, Karlsruhe 1851, S. 5-6.
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