21. Alt Weib schlimmer als der Teufel.

[514] Es waren 'mal ein paar Eheleute, die lebten recht verträglich mit einander. Das hat den Teufel geärgert. Er geht also zu einer alten Frau im Dorfe und sagt zu ihr ›Kannst du wohl zwischen die beiden Eheleute Unfrieden bringen? Du sollst auch ein Paar lederne Pantoffeln haben.‹ Sie sagt ›Wir wollen mal sehn.‹ Nun geht sie zu der Ehefrau hin, wie sie allein zu Hause ist und sagt ›Du hast wohl 'nen guten Mann und kannst dich wohl schön mit ihm vertragen?‹ ›Ja,‹ sagt sie, ›einen bessern Mann kann ich in meinem Leben nicht kriegen.‹ ›Ja,‹ sagt die Alte, ›ich will dir ein Mittel sagen, daß du dich gar nicht mit ihm verzürnst. Wenn er heut Abends zu Bette gegangen und eingeschlafen ist, dann nimm ein Messer und schneide ihm leise ein Paar von den Haaren ab, die ihm am Hals auf dem Kehlkopf wachsen. Wenn du das thust, so erzürnt ihr euch niemals.‹ Damit ging sie ab und zum Mann aufs Feld und sagt zu ihm ›Du hast wohl 'ne sehr gute Frau?‹ ›Ja,‹ sagt der Mann. ›Je,‹ meint die Alte, ›den Frauensleuten ist nicht zu trauen. Trau ihr nur nicht zu viel; was meinst wohl, sie will dir heut Abend den Hals abschneiden, wenn du schläfst.‹ Der Mann merkt sich das, und stellt sich Abends, als wenn er eingeschlafen wäre. Richtig merkt er, wie die Frau ganz sachte mit dem Messer auf ihn los kommt. Da springt er auf, reißt ihr das Messer aus der Hand und schneidet ihr den Hals ab.

Wie nun der Teufel der Alten die rothen ledernen Pantoffel bringt, hält er sie ihr an einer langen Bohnenstange entgegen. Die Alte fragte ›Warum thust du das?‹ ›Du bist noch viel schlimmer als ich,‹ sagt der Teufel, ›und nicht werth, daß ich dir die Pantoffeln mit der Hand hin thu.‹


Küster Schwarz in Bellin.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 514-515.
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