5. Der dumme Bauer.

[481] Es war einmal ein armer dummer Bauer, der hatte einen klugen Nachbarn; zu dem ging er jeden Abend und fragte ihn, was er am andern Morgen thun wollte und wenn ers ihm gesagt hatte, so that er dasselbe und kam auf diese Art mit vorwärts. Endlich aber verdroß den klugen Bauern das ewige Fragen und er beschloß, seinem Nachbarn einen üblen Streich zu spielen. Als er am Abend zu ihm kam, sagte ihm der Kluge, er wolle morgen sein Scheunfach umhaken. Der Dumme nahm das für Ernst und zog am Morgen mit Ochsen und Haken auf die Scheundiele. Der Nachbar sah es und lachte drüber, aber der Dumme hakte drauf los, ohne drüber nachzudenken, was er da säen wolle. Nach einiger Zeit stieß die Hakenspitze auf einen harten Gegenstand und er mußte inne halten. Als er näher zusah, fand er einen Grapen mit Gold, lief ins Haus und zeigte seiner Frau seinen Fund. Der Nachbar aber, als[481] ers hörte, ärgerte sich, daß sein übler Rath dem Dummen zum Glücke ausgeschlagen sei.


Ein Seminarist aus der Gegend von Crivitz.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 481-482.
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