9. Lütt Jacob.

[488] Dor was mal ens en Mann in 't Dörp, de heet Lütt Jacob, denn' möchten de Burn all girn liden, denn hei was ümmer so drullig. Hei hadd œwer man einen Ossen un wahnt mit sine Großmutter tausamen. Nu blef em ens sin Oss dod. Hei treckt em dat Fell af un güng dormit na de Stadt üm dat tau verköpen. Dat würr œwer düster un slicht Węder un hei möst in de Mœl ankiren, wur hei bekannt was. Wil de Dör tau wir, œwer Licht in de Stuw brennt, so kek hei dörch de Ritz in dei Finsterladen und dor seg hei dat dei Möllerfru un dei Preister an 'n Disch seten un ne Swinsbrad' un en Kringel un ne Buddel Win uppen Disch stünnen un sei sik dat gaud smecken leten. As hei nu ankloppt un rep, sei söllen em rin laten, verfirten sei sik un dei Fru sęd ›Min Mann kümt!‹ Sei sett de[488] Swinsbrad' up den Aben, stek den Kringel in 't Bedd un de Buddel Win ünner dat Bedd, un de Preister kröp in't Schapp up de Dęl. De Möllerfru slöt dat Schapp tau un stek den Slätel in de Tasch. As dei Möllerfru nu den Lütten Jacob rin laten hadd, seggt sei tau em ›Wat wist du?‹ ›Ach, ik wull na dei Stadt, un dat is nu düster un slicht Węder worrn. Sei möten mi hir de Nacht behollen.‹ ›Ik heff ken Slœpstęd för di, seih dat du weg kümst.‹ ›O ik will girn de Nacht up de Benk hinnern Aben sitten.‹ ›Na, denn blif dor sitten.‹ Nu sett hei sik up de Benk un leggt sin Ossenfell hinner sik. Dat durt nich lang, so kümt dei Möller tau Hus. As hei Lütt Jacob süht, seggt hei ›Wat wist du hir?‹ Donn vertellt hei em, dat hei na dei Stadt wull, dat 't em œwer düster worrn wir un dat hei em bi 't slicht Węder de Nacht behollen möst. Hirbi kikt hei ümmer na sin Fell un seggt ›Pst!‹ ›Wat hest du dor?‹ seggt dei Möller. ›O nicks nich.‹ ›Mutter, gif em en bęten tau ęten.‹ Dei Fru rögt sik nich un seggt ›Ik heff nicks för em uptauschötteln.‹ Lütt Jacob kikt sik wedder üm un seggt ›Pst!‹ ›Wat hest du dor?‹ seggt de Möller, ›segg mi dat glik!‹ ›O ik heff hir en lütten Worsegger.‹ ›Na, denn lat em wat worseggen.‹ ›Hei seggt: up 'n Aben steit ne Swinsbrad'.‹ ›Mutter, seih mal tau.‹ ›I wat sall dat heiten, wo sall dor ne Swinsbrad' herkamen?‹ ›Seih doch tau.‹ Un sei möt upstigen un de Brad' herunner halen. Nu seggt dei Möller ›Nu möten wi ok en Bęten Brod dortau hebben.‹ ›Ja, hei seggt, dor liggt en Kringel in 't Bedd.‹ ›Mutter, seih doch mal tau!‹ ›I wo sall dor en Kringel hen kamen?‹ ›Seih du man tau.‹ Un sei krigt den Kringel ut dat Bedd. ›Nu,‹ seggt dei Möller, ›möten wi ok en Bęten tau drinken hebben.‹ ›Ja, hei seggt, unnern Bedd steit ne Buddel Win.‹ ›Mutter, seih mal tau.‹ ›I wo sall dor ne Buddel Win hen kamen?‹ ›Seih du man tau.‹ Un sei krigt de Buddel Win unnern Bedd rut. Nu setten sei sik hen un ęten un drinken.

›Lütt Jacob,‹ seggt dei Möller, ›verköp mi dinen Worsegger, den kann ik gaud bruken. Wat sall ik di dorför gęben?‹ ›O ik kann em nich missen.‹ ›Du möst mi 'n verköpen, förre man.‹ ›Na denn gif mi din oll Mähr un den ollen halben Wagen un dat oll Schapp up dei Dęl dorför.‹ ›Dat Schapp kœnen wi gor nich missen.‹ ›I Mutter, dat oll Ding steit jo leddig.‹[489]

Na, de Handel wir farig, Lütt Jacob lęd sin Schapp up den ollen halben Wagen un führt dormit weg. As hei an einen Dik kümt, seggt hei ›Wat sall ik mit dat oll Schapp? ik will 't man in't Water smiten.‹ Nu fengt dei Preister in't Schapp an ›Smit mi nich in't Water, smit mi nich in't Water, ik will di ok 300 Daler gęben.‹ Lütt Jacob is 't taufręden, geit mit den Preister na sin Hus, wo dei em de 300 Daler uptellt un führt wedder af.

Annern Morgen tellt Lütt Jacob sin Geld. As de Burn dat seihn, seggen sei ›Wur hest du dat Geld her? Dat hevv ik för min Ossenfell kręgen.‹ Nu slagen de Burn all ęr Ossen dot, trecken dat Fell af und bringens na de Stadt taum Verkop. As de Lohgarwers na den Pris fragen un de Burn för't Fell 300 Daler förrern, lachen sei sei ut un jagens ut de Stadt rut.

As de Burn nu wedder na Hus kamen, willen s' Lütt Jacob de Nacht innen Bedd dod slagen, dat hei sei so anführt hett. Lütt Jacob mœrkt dat œwer, un leggt sik in sin Großmutter ęr Bedd, sett ęr Nachtmütz up, un seggt tau sin Großmutter, sei sall sik in sin Bedd leggen. Als nun de Burn Nachts kamen, meinen sei, hei liggt in sin Bedd un slagen de oll Großmutter dod. Annern Morgen sett Lütt Jacob sin oll Großmutter up den Wagen, und binnt sei fœst, dat sei nich ümföllt, sett 'n Sack Röben mit up und führt tau Stadt. As hei uppen Mark still hölt un de Lüd fragen, wo dür de Röben, seggt Lütt Jacob ›De oll Fru hett dei Röben tau verköpen; sei is œwer en bęten dof, ji möt't ęr 'n bęten anstöten.‹ As sei sei nu lising anstöten un wedder fragen, gift sei noch kein Antwurt von sik, œwer as sei sei dunn düller anstöten, föllt sei von 'n Wagen. ›So, nu hefft ji min Großmutter von 'n Wagen stött, so dat sei sik dod follen hett.‹ ›Wes man still, wes man still, wi willn di 200 Daler gęben.‹ Damit is hei nu ok taufręden un führt tau Hus.

Annern Morgen tellt Lütt Jacob wedder sin Geld. As dat de Burn seihn, seggen sei ›Wur hest du dat Geld her?‹ ›Ji heft mi jo min Großmutter dod slagen, dei hevv ik na de Stadt führt un 200 Daler dorför kręgen.‹ Dei Burn slagen nu all ęr ollen Großmutters dod un bringens na de Stadt un willns för 200 Daler verköpen. Dorför dat sei er ollen Großmutters dod slagen hebben, willen[490] sei de Lüd in de Stadt uphängen un sei möten man maken, dat sei mit heile Hut ut de Stadt rute kamen.

Wil Lütt Jacob sei nu wedder so anführt hett, so willn de Burn em nu dod maken. Se krigen em tau faten, stęken em in 'n Sack un willn em in 'n Dik smiten un versöpen. As sei mit em an 't Water kamen, hebben sei nicks bi sik, wurmit sei em ünner düken kœnen. Sei lopen tau Hus un halen sik Staken. Als sei weg sünd, schrigt Lütt Jacob ut vullen Hals in sinen Sack ›Ik will nich Burgemeister warden.‹ Dei Scheper, dei an den Dik sin Schap hött, hürt dit un seggt ›Ik will girn Burgemeister warden.‹ ›Denn krup in minen Sack!‹ Dei Scheper let sik dat nich tweimal seggen, krüpt in den Sack und Lütt Jacob geit hen un hött de Schap. Als dei Burn wedder mit ęr Staken kamen, schri't de Schäper in einem furt ›Ik will ok Burgemeister warden, ik will ok Burgemeister warden.‹ ›Täuf, wi willn di bi Burgemeister warden,‹ un smiten den Scheper in't Water un dümpeln em mit de Stakens ünner, dat hei versüpt.

Abens drift Lütt Jacob mit de Schap tau Dörp. As dat de Burn seihn, seggen sei ›Wur kümst du her und wur hest du dei Schap her?‹ ›Ji heft mi jo in den Dik smęten, in den Dik wiren de Schap un dor hevv iks mi grępen.‹ Nu willn de Burn ok sik Schap in den Dik gripen. As nu Lütt Jacob mit sin Schap an 'n Dik hött, un dei sik in dat Water speigeln, glöben de Burn, dat sünd de Schap in 'n Dik. Sei fangen sik an tau striden, wecker den irsten Hamel sik gripen sall. Donn seggt dei Schult ›Ik möt sünst ümmer vöran gan, nu will ik ok de irst sin.‹ Un dormit geit hei in't Water. Un as hei so schüttert un görgelt, donn seggen de Burn ›Hei hett all einen.‹ Nu störten sei all ein na 'n annern in 'n Dik un versupen alltausamen. Un donn is dat ganze Dörp Lütt Jacob sin.


A. Lange. In einer abweichenden Aufzeichnung von H. Schmidt ist es Bauer Kivit, der diese Streiche ausführt. Dieser hütet einst auf seinem Felde Kühe, als über seinem Haupte ein Kibitz flog und ihn durch seinen Ruf ›Kivit!‹ ärgerte. Er warf mit der Hacke nach ihm, traf aber statt des Vogels seinen Ochsen, daß dieser todt niederfiel. Er lud ihn auf seinen Wagen und fuhr nach der Stadt. Am Thore begegnete ihm des Pastors Hund, den fragte er, ob er den Ochsen haben wolle. Der Hund gab zu verstehen, daß er das wohl wolle, und so gab der Bauer den Ochsen dem Hunde zu verzehren, fuhr dann in des Pastors Haus und sagte zum Pastor, sein Hund habe ihm den Ochsen für 50 Thaler abgekauft, er komme, sich das Geld holen. Er bekommt es auch wirklich und fährt damit nach Hause. Das Weitere stimmt im Wesentlichen mit obiger Fassung.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 488-491.
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