118. Teufel holt einen Amtmann.

[104] An der Stubenwand im Hofe von Klein-Nemerow war lange Jahre hindurch ein langer Blutstreifen zu sehen, der trotz alles Abkratzens und Uebertünchens immer wieder hervortrat. Hier soll der Teufel einen Amtmann, der mit ihm im Bunde stand, an die Wand gequetscht haben, ehe er mit ihm davon fuhr.

Der Amtmann suchte, als sein Termin zu Ende ging und der Teufel kam, an seiner Stelle einen Ersatzmann in dem Reitknechte Rollwitz zu stellen, und wußte denselben durch große Geldsummen auch zu beschwatzen, sich in das Buch des Teufels mit seinem Blute einzuschreiben. Aber als ihm dann bewußt war, was er gethan, stürzte er sich verzweifelnd in einen Born in der Nähe, der seitdem der Rollwitzborn heißt.

In dunklen Nächten sah man oft den Amtmann und den Reitknecht auf der Strecke von Klein-Nemerow bis zum Rollwitzborn mit einander ringen, sich stoßen und schlagen, und noch jetzt ist es dort nicht geheuer.


Niederh. 3, 121 ff.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 104-105.
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