131. Hexenritt.

[114] In dem Dorfe Spornitz bei Parchim wohnte ein Bauer, dessen Frau eine Hexe war. Wie es Mainacht ward, machte sie dem Schäferknechte des Bauern den Vorschlag, mit ihr auf den Blocksberg zu reiten. Der Knecht, der sehr neugierig war, ging darauf ein. Er mußte sich, wie seine Herrin auch, auf einen Besenstiel setzen und ihr die Worte ›Auf und davon und nirgends an!‹ nachsprechen. Er verhörte sich aber und sagte ›und allenthalben an‹. Und so stieß er denn unterwegs überall an, während die Bäuerin ungehindert über Alles weg sauste. Auf dem Blocksberg angekommen, finden sie Alles schon versammelt, Einige tanzen, Andere machen Musik, so schön, wie er sie noch nie gehört. Auch ihm wird eine Trompete gegeben, und obgleich er nie auf einem Instrument geblasen, blies er doch besser als der Parchimer Stadtpfeifer bei Hochzeiten oder Erntebier. Als der Morgen graute, bestiegen alle ihre Pferde, die Bauersfrau und der Knecht auch. Der Knecht bittet sich aus, die Trompete mitnehmen zu dürfen. Diesmal sagt er die Worte richtig nach und kommt auch unbehindert zu Haus an. Wie er am Morgen die Trompete, die er neben sich gelegt, nehmen will, ist es ein Katzenschwanz gewesen.


P. Grambow; vgl. Niederh. 4, 32 ff.; Schwartz 5.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 114-115.
Lizenz:
Kategorien: