133. Die Hexe von Cammin.

[115] Vor mehreren Jahren erzählte mir der damalige Voigt B., er habe von seinem Großvater gehört, daß in früherer Zeit eine bitterböse Hexe im Dorfe Cammin bei Wittenburg ihr gottloses Wesen getrieben hätte. Es war so leicht Keiner daselbst, dem sie nicht eine Unbill zugefügt hätte. Der Eine konnte von dem schönsten Rahm nicht buttern, dem Andern fraß die Sau die Ferkel auf und dergleichen mehr. Als die Hexe es nun immer ärger machte, so wurde sie angezeigt und zum Feuertode verdammt. Auf dem Wege zum Scheiterhaufen, der auf dem Schlage an der Dadower Scheide errichtet war, bewies sie ihre Macht zu guter Letzt noch an den dort am Wege pflügenden Knechten, so daß sie den ganzen Tag mit ihren Pflügen nicht arbeiten konnten. Dem Einen aber konnte sie nichts anhaben, das machte, er hatte einen Kreuzdornstecken in seinem Pfluge, der ihn dagegen geschützt und worüber sie sehr geklagt haben soll.


F.F.L. Bohn bei Niederh. 2, 17 f.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 115-116.
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