152. Kuhhirt als Hexenmeister.

[130] Die Kuh eines Taglöhners in Teplitz wollte durchaus keine Milch geben; das kam daher, daß der Kuhhirt des Dorfes, der hexen konnte, sie behext hatte. Auf Rath eines klugen Mannes nahm der Tagelöhner Düwelsabbitwörtel, Witten Urand, Allermannsharnischwörtel, Düwelsdreck und swarten Kœm, und stieß das in einem hölzernen Gefäß mit einem Lindenholzmörser zu Pulver. Dann verschaffte er sich Nachts zwischen 11 und 12 Uhr stillschweigend einen Spannagel und glühte ihn im Feuer; dann nahm er einen ›Arwbohrer‹ und bohrte in die Schwelle ein Loch, brachte die Kuh darüber und melkte nun aus allen vier Zitzen kreuzweis so viel Milch als möglich, streute das Pulver hinein, steckte den glühenden Spannagel hinein und klopfte mit einer hölzernen Keule darauf. Alles das geschah bei verschlossener Thür. Wie er nun am Klopfen war, kam der Kuhhirt gelaufen und klopfte an, und wollte etwas geliehen haben. Der Taglöhner antwortete nichts. Da schrie der Kuhhirt ›Mein Herz verbrennt von lauter Feuer.‹ Da erbarmte sich des Tagelöhners Schwester und sagte ›Bruder, halt ein, nun ists genug.‹ Hätte sie nicht gesprochen, so hätte er den Kuhhirten zu Tode geklopft. Der Kuhhirt aber blieb herzkrank und starb bald danach.


Lehrer Lübsdorf in Raddenfort.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 130-131.
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