161. Der schwarze Hund beim Schulhof zu Neu-Strelitz.

[135] Da, wo jetzt in Neu-Strelitz das Gymnasium Carolinum steht, befand sich in alter Zeit ein Friedhof, und bei der Legung des Fundaments wurden noch viele Gebeine aus- und in einer Ecke des[135] Gartens wieder eingegraben. Neben dieser Grube soll seitdem zur Zeit des Vollmonds ein schwarzer Hund mit feurigen Augen gesehen worden sein, und es mochte Niemand spät Abends den am Schulhofe vorbeiführenden Gang von der Glambecker- und Mühlenstraße passiren.

Eine alte Wartfrau im Hause meiner Großeltern, genannt Mutter Rudolph, ermahnte häufig ihre Pflegebefohlenen, wenn sie jemals über den Schulhof gehen müßten und den Hund erblickten, sogleich schweigend umzukehren, in welchem Falle ihnen nichts geschehen würde; sollten sie aber ruchlos und verwegen genug sein, an dem schwarzen Hunde vorbeizugehen, denselben auzurufen, oder gar mit Steinen zu werfen, so würden sie die Kopfrose, wenn nicht Schlimmeres, davontragen.


Fräulein W. Zimmermann in Neu-Strelitz.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 135-136.
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