184. Der Wehrwolf von Vietlübbe.

[150] In Vietlübbe lebte vor Zeiten ein reicher Bauer Schlüntz, der fuhr einmal nach Lübz und kehrte Abends zurück. In den Tannen will sein Pferd nicht weiter. Der Bauer sieht plötzlich einen Wolf aus dem Busche springen und nach dem Pferde schnappen. Das Pferd läuft im Galopp fort, bis ihm der Athem ausgeht. Da holt es der Wolf wieder ein und springt an ihm auf. Der Bauer weiß von seinem Nachbar, der im Rufe eines Zauberers steht, und wie der Wolf grade dem Pferde an die Kehle greifen will, ruft er ›Irnst Jacobs, büst du dat? Lat mi doch taufręden, Irnst Jacobs, hürst du, Irnst Jacobs!‹ Und wie er den Namen dreimal ausgesprochen hat, steht sein Nachbar vor ihm und bittet ihn himmelhoch, er möge ihn doch nicht verrathen. Der Bauer ließ ihn laufen. Der Nachbar war es gewesen, der die Gestalt eines Wehrwolfs angenommen hatte.


Pastor K. Bassewitz in Brütz, der dies etwa 1844 von einem alten Kuhhirten aus Siggelkow erzählen hörte; vgl. Niederh. 3, 133 ff.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 150.
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