186. Die weiße Frau in Alt-Rehse.

[151] Im ehemaligen Herrenhause zu Alt-Rehse bei Penzlin kam jede Nacht zwischen Zwölf und Eins aus dem Keller eine weiße Frau, in der einen Hand einen Leuchter, in der andern ein Schlüsselbund. Sie ging schweigend durch das Haus und verschwand wieder im Keller; verschlossene Thüren thaten sich vor ihr auf und schlossen sich hinter ihr. Einem Wächter, der eingenickt war und gerade erwachte, als sie neben ihm stand, entfahren die Worte ›Wo karrt di dei Düwel all wedder her?‹ Da ward ihm der Kopf so dick wie ein Faß und er hatte vier Wochen damit zu thun. Zuletzt grub man im Keller nach und fand da ein menschliches Gerippe, wie man glaubt, die Leiche einer Wirthschafterin, die die Kellertreppe heruntergestürzt wurde und so ihr Ende fand. Man grub die Gebeine auf dem Kirchhof ein, seitdem hatte sie Ruhe.


Niederh. 3, 119. – Nach anderem Bericht (von Grapenthien) schwand der Glaube an die weiße Frau, seit die Frau des Herrn, die auf unerlaubten Wegen wandelte, die nächtliche Erscheinung nachahmte, um unentdeckt zu bleiben.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 151.
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