191. Weiße Frau.

[152] Ein Schäfer hatte schon öfters eine Unruhe an seinen Schafen bemerkt und daß sie am Morgen auf einen Haufen zusammengetrieben standen. Einst war er länger als gewöhnlich aufgeblieben. Da hört er ein Jagen bei seinen Schafen, geht hin und ruft ›Wer ist da?‹ Da steht eine weiße Gestalt vor ihm, und da er sie sich gern näher ansehen wollte, schlug er Funken mit seinem Stahl. Ein Funken fiel auf die Erde und es entstand ein großer Feuerstrahl, den trat die Gestalt aus. Bald darauf bekam der Schäfer einen Brief, darin stand, er solle das Holz aus dem Stalle nehmen, denn das wäre Holz von einer Eiche, an welcher ihr Mann gestorben sei, und er solle es da und dahin bringen; eher würden seine Schafe keine Ruhe haben. Er that so und von da an kam die weiße Frau nicht wieder.


Aus Mamerow; vgl. Jahrbücher XX, 159.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 152-153.
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