199. Der Klatthammel.

[162] Vor Zeiten hüteten die Hirtenknaben die Pferde des Nachts in der Rostocker Heide. Einige derselben hatten ihren Weideplatz für die Pferde in der Nähe eines Bruches. Der Kälte wegen machen sie sich ein Feuer an. Um Mitternacht kommt aus dem nahen Bruche immer eine von Wasser triefende Gestalt, welche die Jungens deswegen Klatthammel geheißen haben. In einer Nacht ist ein Jäger bei ihnen. Jenes Wesen kommt wieder an und wirthschaftet da bei ihnen herum, wovor sie sich nicht mehr gefürchtet haben, weil es ihnen nie etwas zu Leide gethan hat. ›Was ist das?‹ fragt der Jäger. ›Oh, das ist unser Klatthammel,‹ sagen die Hirtenknaben. ›Wo willst du, Geschöpf, hier hin?‹ sagt der Jäger. ›Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes gebiete ich dir, daß du zur Ruhe gehst!‹ ›Das wollt ich auch nur hören,‹ antwortete es, und ist darauf nicht wieder gekommen.


Pastor E. Wolff in Rövershagen, bei Niederh. 2, 66f.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 162.
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