211. Die Russengrube.

[173] Im Gadebuscher Holz ist eine ziemlich große Grube, die Russengrube genannt. Hier sollen im dreißigjährigen Kriege einige Russen begraben worden sein. Hier steigt Nachts 5 Minuten vor 12 Uhr ein geharnischter Russe aus der Erde und bleibt regungslos stehen, mit horchendem Ohre und funkelnden Augen; sobald dann die Thurmuhr in Gadebusch Zwölf schlägt, wühlt er die Erde auf, weckt seine[173] Kameraden und binnen 5 Minuten stehen einige zwanzig geharnischte Russen in der Grube, der erste gibt sodann ein Zeichen und in wildem Ungestüm stürzen sich alle in das Holz hinein und schreien, als wenn ein Rudel Wölfe im Holze wäre. Sobald sie aber die Uhr Zwei schlagen hören, kehren sie, als seien sie umgewandelt, ruhigen Schrittes an ihren Platz zurück und verschwinden.


Gymnasiast Friedrich Kliefoth.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 173-174.
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