220. Die Spukbrücke bei Eldena.

[177] Auf dem Wege von Eldena nach Bresegard kommt man über einen kleinen Bach, dessen Brücke den Namen spöoken Brügg' trägt, oder schlechtweg ›Spööken‹. Auf dieser Brücke soll es nicht recht geheuer sein, weil sich dort bisweilen des Nachts ein Ochse zeigt, der Niemanden die Brücke passiren läßt. Die Sage von der Entstehung dieses Spukes ist folgende:

Von Bresegard ging ein Mädchen des Nachts nach Eldena zu ihren dort wohnenden Eltern. Ein junger Bursch aus Bresegard wollte ihr einen Schreck einjagen, zog sich zu dem Ende eine Ochsenhaut[177] über den Kopf und kauerte auf der Brücke nieder. Das Mädchen, das keine Furcht kannte, kommt an die Brücke, sieht die Ochsengestalt und ruft ihr zu ›Wist mal trügg!‹ ›Trügg ga ik nich, ik ga blot vörwarts,‹ lautet die Antwort. Da zieht das Mädchen einen neben der Brücke stehenden Pfahl aus der Erde und als auf nochmalige Aufforderung das Gespenst nicht weichen will, schlägt sie demselben zwischen die Hörner und das Gespenst fällt in den Graben. Das Mädchen geht darauf nach Eldena, erzählt ihren Eltern davon und als man am andern Morgen nachsieht, findet man den Bresegarder Burschen todt im Bach. Sein Geist aber soll seit der Zeit noch öfters in Gestalt eines Ochsen auf der Brücke sich zeigen.


Hilfsprediger Timmermann aus Mummendorf.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 177-178.
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