223. Aufhockender Geist.

[180] Etwa in der Mitte zwischen Plate und Schwerin, wo die nach Schwerin führende Landstraße von dem Fahrwege durchschnitten wird, soll es nicht ganz geheuer sein. Vor sechs Jahren ging ziemlich spät der Maler T., der in Plate gearbeitet hatte, nach der Stadt zurück. Da sieht er am Kreuzwege eine Gestalt gerade mit ihm zusammentreffen. Sie war schwarz gekleidet, groß und hager, eine Glatze am Oberkopf, mit langen weißen Zähnen, die sie immer zeigte, und langen dünnen Fingern. Er bedenkt sich, ob er sie anreden oder weiter gehen solle. Er beschließt weiter zu gehen. Kaum aber hat er ein paar Schritte gethan, da sitzt das Ding hinten auf seinem Malerkorbe. Er schleppt es mit größter Anstrengung fort. Wie er etwa 400 Schritte gemacht, kommt er an eine Stelle, wo rechts ein Weg von der Landstraße abführt. Da springt die Gestalt herunter und stößt ihn noch ein paar Schritte vorwärts. Er wagt sich nicht, gleich umzusehen, weil ihm sonst der Kopf schief stehen geblieben wäre. Wie ers nach einiger Zeit thut, ist nichts zu sehen gewesen.


Seminarist C.P.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 180.
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