243. Spukender Geist zwischen Alt- und Neu-Rehse.

[191] Ein Lehrbursche aus Alt-Rehse arbeitete in Neu-Rehse und mußte Morgens und Abends den Weg machen. Bei einer Hecke, die ehemals die Grenze eines Bauern bildete, der unter dem Namen ›der barsche Kunz‹ bekannt war, begegnete ihm am frühen Morgen ein Mann und rief ihm zu ›Morgen, Morgen!‹ Gleich darauf war er verschwunden.[191] Dasselbe geschah auch am zweiten und dritten Morgen. Der Lehrbursche erzählt es endlich dem Pastor und dieser begleitete ihn. Sie trafen wieder den Mann, der sie gleichfalls mit ›Morgen, Morgen‹ begrüßte. Der Pastor erwiderte ›Heut ist nicht morgen, aber ich sag euch einen christlichen guten Morgen!‹ Da sagte der Geist, nun sei er erlöst, er habe bei Lebzeiten immer nur ›Morgen‹ und ›Tag‹ statt ›guten Morgen, guten Tag‹ gesagt und dafür nach seinem Tode umgehen müssen.


Niederh. 1, 43ff.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 191-192.
Lizenz:
Kategorien: