15.

[204] Die Schullehrerswitwe Lossert in Pölitz erzählte: Beim Schmocksberg (einer etwa 400 Fuß hohen Bergkuppe, an deren Nordabhang Pölitz noch eine Hölzung hat) bis an den Lüningsdorf-Drölitzer Weg einerseits und den Lüningsdorfer Acker andererseits, soll ein Scheidegänger sein Wesen getrieben haben. Vor 50 Jahren, wie ihr Mann gegen 20 Jahre alt gewesen sei, habe man ihn noch oft in Pölitz gehört. Wenn in der Erntezeit die Pölitzer Morgens zeitig zuweilen nach den eine halbe Meile entfernten Knieper Bauern gegangen, um ihnen zu helfen, und vom Mähen Abends gekommen seien, habe sich ein Mensch unter ihnen eingefunden, den nur ein Gewisser unter ihnen, der so etwas habe sehen können, wahrgenommen.[204] Derselbe habe die Mäher dann ›gefukt‹ (d.h. geplagt), so daß einzelne von den Leuten gerufen ›Du, wat fukst du mi,‹ in der Meinung, es sei einer von ihren Kameraden gewesen: das war aber der Scheidegänger. Der Eine habe ihn sehen können und sich schweigend darüber geängstigt. Oft in früher Morgenstunde, wenn der Wind Pölitz zugestanden, oder bei stillem Wetter, wenn die Pölitzer im Morgengrauen aus ihren Häusern getreten, hätten sie den Scheidegänger von der Scheide her rufen hören ›Hi ho, hup hup.‹ Derselbe soll in der Vorzeit bei einem streitigen Fall über die Scheide falsch geschworen haben, und ist seitdem verdammt, an der Grenze nach seinem Tode hin und her zu gehen.

Die alte Müllersch bestätigt Alles: Der Scheidengänger rief ›Hin ho hup hup, hir geit die Scheid lik und recht herup.‹


Pogge-Pölitz.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 204-205.
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