16.

[205] Der alte Schön in Zierstorf (85 Jahre alt) hat in seiner Kindheit in Wangelin, woher er stammt, viel von einem Scheidegänger reden hören. Derselbe hat auf der Grenze zwischen Nossentin und den Klosterlehen seinen Gang gehabt. Er sei ein Tagelöhner gewesen, der, über die Scheide befragt, beschworen habe, daß er auf seines Herrn Grund und Boden stehe. Er hat aber vorher von seines Herrn Acker Etwas in seine Stiefel gesteckt und sich in diesem Sinn darauf bezogen. Zur Strafe mußte er auf der Grenze wandern und hatte keine Ruhe im Grabe. Abends, wie es ruhig war, hörte man ihn rufen ›Hin, her!‹

Seinem Vater begegnete einmal der Scheidegänger in der Fürstenberger Heide und ging rufend quer vor ihm über den Weg.


Pogge-Pölitz; vgl. Studemund S. 179.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 205.
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