272. Die Hellmühle bei Klocksin.

[212] Auf der Hellmühle bei Klocksin, die einsam im Holze liegt, pflegten die Hexen beim Ritt nach dem Blocksberg in der Maitagsnacht einzukehren und ihr Wesen dort zu treiben. Am andern Morgen fand man die Müllersknechte jedesmal todt im Bette. Da ist ein ›Preistersœn‹, Namens Harm, aus Bellin zu dem Müller gekommen[212] und hat sich bei ihm als Geselle verdingen wollen. Der Müller warnt ihn, doch er erwidert, er mache sich nichts daraus. In der Maitagsnacht zündet er sich ein Feuer in der Mühle an, zieht einen Kreis mit Kreide um dasselbe und setzt sich hinein, einen alten Degen neben sich. Es dauert nicht lange, so kommen eine Menge Katzen angeschlichen. Er schürte das Feuer an und rief ihnen zu ›Katting, kumm her un warm di.‹ Da hat die eine zu den andern gesagt ›Süh Johann Harm an, dei seggt osig: Katting, kumm her un warm di.‹ Das war die oberste, und die machte sich über den Kreidestrich heran. Da schlug er mit dem Degen zu und ihr eine Pfote ab. Da liefen alle Katzen schreiend weg. Am andern Tage aber war die Edelfrau in Klocksin krank und es fehlten ihr zwei Finger mit dem Ringe dran. Seitdem war Ruhe in der Mühle; diese aber zahlte von da an jährlich zu Martini 12 Scheffel Roggen an die Pfarre zu Bellin; der Pfarrer mußte aber vor Sonnenaufgang zur Stelle sein.


So erzählt der alte Schön Zierstorf, erhalten durch Pogge-Pölitz. Abweichend Hackbusch: Die Gesellen verschwanden spurlos oder wurden getödtet gefunden, so das der Müller beschloß keine Gesellen mehr zu nehmen und des Nachts nicht zu malen. Einmal kommt ein alter Geselle und bittet um Arbeit. Der Müller erzählt ihm von den nächtlichen Katzenbesuchen. Der Geselle macht einen Kreis um sich und bewaffnet sich mit einem Beile. Er haut der einen die eine Vorderpfote ab, worauf die Katzen schreiend entfliehen. Wie er sie betrachtet, ist es eine Menschenhand mit goldenem Ringe dran, in dem der Name einer Frau von B. stand. Auch jetzt hörten die Besuche der Katzen nicht auf, bis ein Pastor von Bellin sie vertrieb und dafür die Kornabgabe, das ›Katzenkorn‹ genannt, erhielt. Nach Küster Schwarz hauste ein böser Geist in der Mühle, den der Pastor vertrieb, wofür er 16 Scheffel Roggen erhielt, die er Martini vor Sonnenaufgang abholen mußte. Er bemerkt, daß die Abgabe noch heute besteht. Auch sind Actenstücke von 1592 und 1601 über die Abgabe vorhanden. Vgl. Nr. 148 und 278.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 212-213.
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