275. Die Martensmühle.

[214] Auf dem Wege von Teschow nach Sülstorf trifft man einen Bach, an dem ehemals eine Wassermühle stand, die Martensmühle geheißen. Die Müllersleute beherbergten auch Gäste, denn die Landstraße ging da vorbei. Einmal kam Abends ein vornehmer Herr an und bat um Herberge; sein Diener war zurückgeblieben und sollte am andern Morgen kommen. Die Müllersleute dachten, er müsse wohl viel Geld haben, und beschlossen, ihn des Nachts zu morden. Das Weib briet Speck in der Pfanne und den gossen sie ihm siedend in den Hals. Da im Sterben sagte er, daß er ihr Sohn sei, der seit Jahren in der Fremde gewesen war und seine Eltern damit überraschen wollte. Durch den Diener wurde am andern Tage die Mordthat entdeckt. Ein sechs Fuß hoher Denkstein in Form einer abgestumpften Pyramide steht noch dort. Seitdem ist es nicht geheuer. Mal ging ein Knecht aus Teschow Nachts durch die Martensmühle und hörte im Bache etwas platschen und waschen. Er stand still und[214] fragte ›Wat hest du hir to platschen?‹ ›Ga din Węg,‹ gab es ihm zur Antwort, ›ik wasch den Möller den Dust ut de Hor.‹


Archivrath Masch in Demern; vgl. Niederh. 1, 25.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 214-215.
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