281. Die Teufelsmühle bei Neu-Brandenburg.

[218] Unweit Neu-Brandenburg lagen vor Alters in nicht weiter Entfernung von einander in einem großen finstern Laubwalde zwei[218] Wassermühlen. Die eine derselben hieß die ›Teufelsmühle‹, weil der leibhaftige Teufel darin wohnte. Dieser hatte mit dem Besitzer der andern Mühle einen Vertrag abgeschlossen, nach welchem letzterer ihm an jedem ersten Monatstage eine Seele abliefern mußte. Der Müller erfüllte seinen Contract pünktlich. Bald war er aber in den allerärgsten Verruf gerathen, denn alle seine Gesellen waren regelmäßig nach kurzer Zeit immer wieder spurlos verschwunden. Eines Tages kam ein Müllergeselle aus dem Schwabenlande zu ihm gewandert, der, weil er keinen Heller mehr im Beutel hatte und ganz abgerissen war, um jeden Preis Arbeit suchte. Der Müller nahm ihn auch sofort, und machte ihn damit bekannt, daß er weiter nichts zu thun habe, als am Ersten jeden Monats ein Fuder Sägespäne nach der Teufelsmühle zu fahren. Der Geselle willigte gern darein, diese leichte Arbeit zu übernehmen und fuhr am andern Tage, der gerade des Monats erster war, mit seiner Ladung hinab zur Teufelsmühle. Als er dort angelangt, trat ein Herr im weiten Mantel vor das Haus und befahl ihm, die Sägespäne in eine tiefe Grube zu werfen, die auf dem Hofe sichtbar war. In diese Grube hatte der Böse früher stets die Gesellen unversehens gestürzt, wenn sie sich ihr arglos zum Abladen genähert hatten. Der Müllergeselle, der schon Vieles von der Mühle und ihrem Bewohner gehört hatte, weigerte sich, die Fuhre abzuladen, weil er dazu nicht gedungen; und wohl oder übel mußte sich jetzt der Teufel selbst an die Arbeit machen. Kaum bückte er sich jedoch über den tiefen Abgrund, um einen Arm voll Sägespäne hinunterzuwerfen, als der schlaue Schwabe ihn fix beim Schopfe faßte und köpflings hinabstürzte. Kaum war dies aber geschehen, so stieg aus der Grube ein gräulicher Schwefeldampf empor und mit donnerndem Geprassel stürzten die Mühle und alle Gebäude des Gehöftes zusammen. Von den Trümmern des Teufelssitzes blieb nichts übrig. Eine Rauchsäule erhob sich über denselben und senkte sich dann in die Grube, worin der Teufel gestürzt war. Der muthige Müllergeselle aber zog leichten Herzens mit seinem Gespann von dannen.


Frau Dr. Niederhöffer, bei N. 4, 113f.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 218-219.
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