297. Bezauberte Kuh.

[229] Der Schwager des 85jährigen Statthalters Schön in Zierstorf, so erzählt dieser, war Hœcker in Miekow. Seine Kuh hat es plötzlich so auf der Weide bekommen, daß sie den Kopf im Knick (Genick) umdrehte und den ganzen Tag über damit hinbrachte, die Hörner in die Erde zu bohren, ohne zu fressen. Da wendete er sich an einen Mann in Nienhagen, Namens Steffen, der als Hexenbanner weit und breit bekannt war. Der hat der Kuh was gebraucht (wat brukt), da ist sie auch gleich aufgestanden und hat gefressen, als wenn nichts passirt wäre. Am andern Morgen fragte Steffen seinen Schwager, ob er Denjenigen, der ihm die Kuh behext, auch sehen wolle. Das habe sein Schwager verneint; Steffen habe ihn ihm aber doch gezeigt; er sei in Gestalt einer uralten Frau Hamann, die im Dorfe wohnte, mit einer Schürze über dem Kopfe am Thor vorbeigegangen und habe sich gleich darauf auf den Zaun gesetzt.


Pogge in Pölitz.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 229.
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