319. Schwarzer Pudel als Schatzhüter.

[245] Ein Mädchen von etwa achtzehn Jahren aus Thorstorf, einem Hofe nördlich von Grevesmühlen, ist mit dem Reinigen des Gartens der Gutsherrschaft beschäftigt. Des Mittags geht es zu seinen Eltern, die als Tagelöhner nicht weit vom Hofe entfernt wohnen. Wie gewöhnlich, nimmt das Mädchen auch diesmal seinen Weg durch den Garten der Eltern. Als es einige Schritte in demselben zurückgelegt hat, erblickt es zu seinem Erstaunen einen großen, schwarzen Pudel, der neben einem Haufen Geldes unter einem Baume liegt. Beim ersten Anblick des Thieres bleibt das Mädchen bewegungslos stehen, dann aber sagt es ganz dreist zu dem Pudel ›Gif mi wat af.‹ Der Pudel steht auf, guckt das Mädchen an und fragt ›Wat gifst du mi?‹ Das Mädchen hat weiter nichts als ein Messer, welches es beim Ausgraben des Unkrauts benutzt hat und sagt darum etwas zögernd ›Min Weid'pok.‹ Knurrend sagt der Schwarze ›Gif her‹, worauf das Mädchen ihm rücklings das Messer hinwirft. Als es sich dann umsieht, ist der Pudel verschwunden, hat jedoch einen Theil des Geldes zurückgelassen. Dies sammelt das Mädchen in seine Schürze und trägt es vergnügt nach Hause.


J. Freitag.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 245.
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