328. Die Schatzgräber von Grünow.

[251] Drei Männer aus Grünow, ein Schneider, ein Weber und ein Arbeitsmann, kehrten vom Jahrmarkt in Alt-Strelitz zurück und sprachen von einem zu hebenden Schatze, als sich ihnen ein Vierter zugesellte und sagte, er wolle ihnen einen Schatz in der Nähe weisen, den könnten sie heben, nur dürften sie nichts sprechen, Hacken und Schaufeln lägen schon bereit. Sie machten sich sofort an die Arbeit, während der Fremde verschwand. Da kam eine Kutsche, mit zwei Rappen bespannt, scheußliche Gestalten stiegen heraus, trugen Balken[251] herbei und errichteten einen Galgen. Die Schatzgräber ließen sich nicht stören, bis die Gestalten beriethen, wer zuerst baumeln solle. ›Ih, der Rothstrumpf!‹ schrie Einer. Rothe Strümpfe aber trug der Weber; der fing ein Zetergeschrei an, aber in dem Augenblick schwand den Dreien auch das Bewußtsein. Als sie wieder zu sich kamen – es war am andern Morgen – da lagen der Schneider und der Arbeitsmann mit zerquetschten Gliedern vor ihren Hausthüren; der Weber aber steckte in einem Backofen des Dorfes Groß-Schönfeldt, welches eine halbe Meile von Grünow entfernt ist.


Niederh. 4, 29 ff.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 251-252.
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