329. Der Schatzgräber von Kakeldütt.

[252] Einst kam ein alter abgedankter Soldat zu einem Bauernknecht in Kakeldütt, quartierte sich bei ihm ein und forderte ihn auf, mit ihm gemeinschaftlich einen Schatz in der dortigen Gegend zu heben. Vorher aber müsse er noch drei Tage warten; er bedürfe nämlich dazu dreier Nägel aus einem Kirchhofskreuze. Mit diesen Nägeln würde dann die aufgeworfene Erde gleichsam festgebannt, so daß sie, wenn ein solcher, so zu sagen, Geisternagel hineingesteckt war, nicht wieder auf den Schatz zurückfiele. Zweimal war schon der Soldat bleich, aber jedesmal glücklich mit dem gesuchten Nagel zurückgekehrt. In der nächsten Nacht stand ihm nun der schwerste Kampf bevor; aber auch diesmal gelangte er zu seinem Ziel. Nun bedrängte er nochmals den Knecht auf das inständigste, er habe ja nichts zu fürchten. Selbst wenn der Teufel mit einem glühenden Wagenrade auf ihn losfahre, müsse er doch unmittelbar vor ihm umkehren etc. Der Knecht blieb unbeweglich; so ging denn der Soldat allein an sein Werk. Niemand aber erfuhr, ob er glücklich den Schatz gehoben, da er am nächsten Morgen nicht zurückkam, und nur eine offene Stelle im Acker ließ schließen, daß dort der Schatz verborgen gewesen.


Fr. Latendorf bei Niederh. 4, 92 f.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 252.
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