12.

[258] Es war mal 'ne Bauersfrau, der ihre Leute haben alle Sonntage in die Kirche gemußt, und wenn sie nach Haus gekommen sind, hats immer Kükensuppe gegeben. Das ist dem Knecht sehr auffällig gewesen, denn es waren doch nicht so viel Küken auf dem Hofe. So hat er sich eines Sonntags gestellt als ginge er in die Kirche, hat sich aber auf dem Boden ins Stroh versteckt. Wie die Bauersfrau nun glaubt, sie sind Alle fort, geht sie[258] nach der großen »Del' (Diehle, Vorplatz), hält die Schürze auf und ruft den ›Drak‹ und sagt ›Brings‹ nu man her!« Da kommt der ›Drak‹ und schüttet ihr die Schürze voll grüner Jägers (grüne Wasserfrösche), so daß noch welche vorbeifallen. Die Bauersfrau wäscht die grünen Jägers ab und thut sie in den Kessel ans Feuer. Mittags gab es davon die schönste Kükensuppe. Der Knecht hat aber nicht davon gegessen, sondern gesagt ›Das sind ja lauter grüne Jägers, ich habs gesehen, daß sie der Drak gebracht hat.‹


Küster Schwartz in Bellin, von einem Dienstmädchen aus Reimershagen, die es von ihrem Großvater hörte.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 258-259.
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