2.

[268] Als der letzte Wendenkönig, der bei seinem Volke sehr beliebt war, starb, beschlossen sämmtliche Wenden, alles Gold, Silber und Kupfer zusammenzubringen und ihrem Könige Särge daraus zu machen, die ineinander gesetzt würden. Es wurde ein Sarg aus Gold gemacht, der Wendenkönig in denselben hineingelegt und der Sarg verschlossen; dieser goldene Sarg wurde in einen silbernen, dieser in einen kupfernen und dieser zuletzt in einen eisernen gesetzt. Nach vielen Jahren prophezeite eine Frau, die einen Erdspiegel besaß, mittelst dessen sie alle in der Erde verborgenen Schätze sehen konnte, daß das Begräbniß des Wendenkönigs fünf Meilen von Grabow gegen Sonnenaufgang zu finden sei. Dadurch angeregt, versuchten gegen Ende des vorigen Jahrhunderts Manche in der bezeichneten Gegend das Grab aufzufinden und die vielen Löcher in den Wäldern dieser Gegend zeugen noch von ihrer vergeblichen Arbeit.


Stud. W. Schulz aus Barkow.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 268.
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