353. Die drei verwunschenen Jungfrauen.

[270] Etwa auf der Hälfte des Weges von Klütz nach Pravthagen kommt man über den Kalkbach. Hier wandeln allmonatlich, und zwar beim Vollmond, drei Jungfrauen. Sie sind ganz und gar mit Flitter bedeckt und das Rauschen ihrer Kleider hört sich an, als wenn sie von Papier wären. Wenn man sie nicht anredet, thun sie einem nichts. Ein Mann traf sie zwischen 12 und 1 Uhr, sie gingen in einer Entfernung von einander; die erste war schon eine ziemliche Strecke vorbei, als die zweite kam und ebenso war es bei der dritten. Sie gingen alle drei stolz bei ihm vorüber, ohne ihn anzusehen. Ehe er sie aber traf, begegnete ihm beim Schönberger Holze ein furchtbares Thier am Wege, und da habe er sich gleich gedacht, daß nun wohl die Jungfern kommen würden.


Schneider Weinberg aus Klütz, durch Gymnasiast L. Kröger mitgetheilt.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 270.
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